hanghaus s

steinach

Thomas Parth:

„Verachtet mir die Schneider nicht!“, soll ein Architekt gesagt haben und dachte dabei an die alte Schneiderweisheit …
Doch langsam.
Es beginnt mit einem Bauplatz im Wipptal, in Steinach. Der Platz: ein wirklicher Steilhang, steil nach Westen abfallend. Direkt davor das Bahngleis mit Bahnhof. Und im Norden – auch kein Lichtblick und zum Greifen nah – ein weiterer Hügel.
Mehr brauchst du nicht.
Der Architekt auch nicht. Er sieht den Bahnhof im Westen, den Steilhang im Osten, den Hügel im Norden. Er sieht auch die Faszination der an- und abfahrenden Züge, sieht den von den oberen Stockwerken direkt zugänglichen Steilhang mit Blick in das gegenüberliegende schöne Gschnitztal und sieht die Kapelle auf dem nördlichen Hügel. Mehr braucht er nicht.
So wie gesehen, baut er dann– mit vier Stockwerken in die Höhe. Ganz unten im Parterre die Garage, der Eingang und ein paar Wirtschaftsräume, im 1. Stock die Büroräumlichkeitenund ganz oben, im 2. und 3. Stock und vom Eingang entweder über eine Stiege oder direkt mit dem Aufzug erreichbar, wird gewohnt.
Spätestens hier oben – hier, mit dem schalldichten Westblick hinunter zu den kommenden und fahrenden Zügen und darüber hinweg ins Gschnitztal, mit dem wärmenden Südblick durch die bis zum Boden reichende Glasfront und mit dem frommen Nordblick hinüber zur Kapelle auf den Hügel – lernt auch der Unbedarfteste die Bedeutung der alten Schneiderweisheit* kennen.
* Die Schneiderweisheit handelt vom schlechten Wetter, das es demnach nicht gibt. Schlecht wäre höchstens die Bekleidung, heißt es. Weise Architekten haben diese Schneiderweisheit für sich adaptiert. Für sie gibt es keinen schlechten Bauplatz, es gibt höchstens eine falsche Architektur.

projekt

wohnhaus | büro
steinach, a

auftraggeber

privat

sonstiges

fertigstellung | ende 2014
fotograf | lukas schaller
text | thomas parth

team

peter reiter
christoph eigentler
tanja messner

peter reiter architektInnen