haus am markt

wor.ding | linda pezzei:

Zum Glück sind die Zeiten vorbei, in denen Abriss und Neubau als erste und einfachste Wahl galten. Heute eröffnet das Konzept von Adaption, Umbauen und Weiterbauen ungeahnte Möglichkeiten, die lokale Baukultur zu bewahren und zugleich urbane Strukturen zeitgemäß aufzuwerten.
Der Fokus liegt darauf, lokale Bauformen wie traditionelle Dachstühle oder charakteristische Fassadenelemente aufzugreifen, neu zu interpretieren und damit das Stadtbild zu bereichern, ohne es zu verfremden. Diese Herangehensweise wahrt die architektonische Kontinuität und schafft Raum für innovative Nutzungen – aus Respekt vor dem Erbe der Vorgängerinnen und Vorgänger.
Inmitten der Fußgängerzone von Telfs entsteht für die Tiroler Sparkasse ein markantes neues Gebäude, das diesen Geist verkörpert. Die zurückhaltende Fassade mit reduzierten Fenstern fügt sich harmonisch in den Straßenzug ein, während die Giebeldächer die typische Silhouette der Umgebung aufnehmen. Die moderne Ausformung der Bögen im Erdgeschoss und die innovative Interpretation der Giebelfassade im Dachgeschoss machen das Markthaus zu einem kraftvollen neuen Baustein.
Die Bögen zur Hauptstraße öffnen das Erdgeschoss und die Sparkassenfiliale zur Straße hin. Verglaste Elemente ermöglichen Ein- und Ausblicke und schaffen einen großzügigen Zugang zur Bank und zum Treppenhaus. Der südliche Hofbereich ist tagsüber direkt angebunden und bietet ein einladendes Ambiente mit Besucherparkplätzen, einer Grünfläche und einem Baum.
Ein großzügiger Lichthof sorgt zentral im Gebäude über alle Geschosse hinweg für Belichtung und Belüftung der innenliegenden Räume und schafft vollwertige Bereiche. Die Obergeschosse bieten klar strukturierte Flächen für Büros, Praxen und Wohnungen, die an die vertikale Erschließung angebunden sind. Arbeitsplätze sind zu den Hauptfassaden ausgerichtet, während Besprechungszonen und Treffpunkte zum taghellen Innenhof orientiert sind. Das Haus wird in Massivbauweise errichtet, mit einem Dachgeschoss aus Leimbinderkonstruktion. Die Fassade zum Markt hin besteht aus Dickschichtputz, während das Dachgeschoss in Holz und Glas aufgelöst ist. Eine vorgesetzte Struktur aus Holzrhomben bietet geschützte Transparenz vor Sonne und Einblicken. Hofseitig erhält das neue Gebäude eine hinterlüftete Holzfassade.
Die Offenheit für Veränderung und die Nachbarschaft zeigt sich auch in den flexiblen Nutzungsmöglichkeiten. Das durchdachte Konzept ermöglicht es, angrenzende Einheiten mit dem Neubau zu verbinden und langfristige Synergien zu schaffen. Wer traut sich?